100 Sekunden Wissen: Buridans Esel

In der Liebe hat sich schon so mancher zum Esel gemacht, wenn man etwa zwischen zwei Personen steht und sich weder für die eine oder für die andere entscheiden kann. Dann ist das Bild vom Esel besonders passend. Sie haben vielleicht schon mal gehört von der Redensart

"Da stehen wie Buridans Esel". Ganz generell das Symbol für das nur zu bekannte Phänomen der Unentschlossenheit. Nur was kann der arme Esel dafür?

Jennifer Fakschuri klärt auf.

Ein Esel steht genau zwischen zwei Heuhaufen. Er hat Hunger und Heu ist das, was er gerne fressen möchte. Nur sind beide Heuhaufen gleich groß und duften für einen Esel verführerisch gut.

Der Esel schaut auf einen Haufen, dann auf den anderen und zurück auf den ersten. Das Tier kann sich nicht entscheiden, welchen Heuhaufen es fressen soll.
Von der Menge her möchte das Esel beide fressen, aber die Frage ist, welchen Heuballen zuerst, den linken oder den rechten?
Zum Schluß verhungert der Esel, weil er sich nicht entscheiden kann.

Diese Allegorie für die Unentschlossenheit nennt man Buridans Esel. Dieses Gleichnis ist nach dem französischen Philisoph Johannes Buridan genannt. Er lebte im 12. Jahrhundert.

Was das Gleichnis betrifft, ist allerdings bis heute umstritten, ob Johannes Buridan tatsächlich den Grundgedanken hatte oder er diesen bei Aristoteles abgeschaut hat oder vom persischen Philosophen Al-Ghazali aus dem 11. Jahrhundert abgeguckt hat.

Aristoteles, Al-Ghazali oder Buridan, seit dem 14. Jahrhundert beschäftigen sich Philosophen und Physiker mit der These des unlösbaren Dilemmas zwischen zwei gleichwertigen Alternativen auszuwählen. Die Frage und die Diskussion, die sich daraus ergibt, was motiviert Menschen zu bestimmten Handlungen und was genau hält sie. Oder anders gefragt, wie verhindert man, zwischen zwei Alternativen hängen zu bleiben und wie Buridans Esel zu verhungern. Welchen Weg bei einer Gabelung nehmen, den rechten oder den linken? Oder einfach stehen bleiben?
Buridans Esel ist ein Phänomen, das die Welt wohl so lange beschäftigen wird, wie es Menschen gibt.